OPG Velčić Loredana
Seit jeher waren die Menschen auf der Insel mit der Erde verbunden. Auch wir hatten einen Garten und einige Obstbäume, die wir von unseren Großeltern vererbt bekommen haben, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, Erde umzugraben.
Alles begann 2011. Mein Sohn war arbeitslos und hatte die Idee, dass wir Lavendel anpflanzen könnten. Ganz zufällig haben wir die Lavendel-Pflanzen erst im Januar eingesetzt, und zwar am kältesten Tag des Jahres. Die Erde war gefroren, der Bora-Wind wehte. Richtige Amateure ohne Vorwissen, aber mit viel gutem Willen. Alles wies darauf hin, dass wir es völlig falsch gemacht hatten. Wir haben oft mit Sorge auf diese kleinen, hilflosen Pflanzen geschaut. Und dann fing es an. Die neuen Triebe wuchsen und wuchsen. Jetzt mussten wir sie beschneiden, damit sie im ersten Jahr nicht blühen. Wie? Wie viele Zentimeter? Womit? Das Internet durchforsten und sich Ratschläge von Frau Kučić einholen, die eine Destillerie besaß.
Im nächsten Jahr wuchs der Lavendel. Er wuchs und bildete langsam die zukünftigen Blüten. Eines Morgens im späten Juni machten mein Sohn und ich einen Rundgang. Ein unglaublicher Anblick wartete auf uns. Die Blüten in ihrer vollen Pracht und hunderte von Schmetterlingen, die um die Pflanzen herum flatterten. Ein faszinierendes Bild von reiner Schönheit. Mein Sohn schrie: Uuuuuuhhhhh (und dann ein Schimpfwort), ich werde meine Diplomarbeit hierüber machen! So bekam unser Lavendel den Status, Künstler zu inspirieren. Und es entstand die "Landwirtschaftliche Installation", die Diplomarbeit an der Akademie für angewandte Kunst.
Die Kinder sind erwachsen geworden, weggezogen, und mein Mann und ich haben uns weiter mit dem Lavendel beschäftigt. Der wurde jedes Jahr schöner und schöner. Mich begeisterten von Anfang an die vielen Insekten, die sich dort einnisteten. Kleine, große, winzige Insekten verschiedener Farben und Muster. Sie krabbelten, sprangen, flogen oder saßen einfach nur am Stängel oder auf der Blüte. Jedes Mal, wenn ich ins Lavendelfeld ging, machte ich erst Fotos, um jeden neuen Bewohner zu verewigen. Meine Freundin Vesna erzählt noch heute gerne davon, wie ich sie gezwungen habe, sich morgens um 6 Uhr mit mir Schmetterlinge anzuschauen. Aber sie hat es nicht bereut. Diese Erfahrung möchte ich mit allen teilen.
Unser Lavendelfeld ist besonders schön, weil es sich stufenförmig über kleine Parzellen in einem leichten Bogen erstreckt (wir nennen sie "barbakani"). So sieht es aus, als ob der Lavendel wie ein Fluss fließt.
Wenn Ernte ist, kommen Freunde und Familie zusammen. Die Sonne brennt, der Schweiß tropft am Körper herunter, Fliegenschwärme attackieren uns, Bienen drohen uns, die Erde dringt dir in die Schuhe ein, aber nichts kann diese fröhliche Atmosphäre mit dem berauschenden Lavendelduft und dem Anblick der zauberhaften Schmetterlinge stören.
Jedes Jahr organisieren wir eine Feier. Frauen in weißen Kleidern und Hüten hatten ein Teekränzchen (Lavendel Ladies), Lavendel-Feen spazierten in den Filz-Kreationen von Vesna durch das Feld, es gabe eine Ausstellung der Kunstwerke der Malerin Vesna Bakić. Die lieblichen Stimmen des Frauen-A capella-Chors Teha mischten sich mit dem Gesang der unermüdlichen Grillen. Ein erinnerungswürdiges Erlebnis. Ich habe auch eine Foto-Sammlung "Tattoos auf dem Lavendel", die von Jahr zu Jahr ergänzt wird. Und einen ganz besonderen Zauber hat es, wenn man nachts im Lavendelfeld genüsslich ein Glas guten Wein trinkt.
Vesna Jakić vom Verband „Ruta“ arbeitet mit dem Filz der Wolle von Cres und hat die Souvenirs "Duftender Anhänger" kreiert (Blume aus gefilzter Wolle und unser ätherisches Öl). 2019 haben wir für dieses Produkt die Auszeichnung "Kroatisches Inselprodukt" erhalten.
Unser Feld ist kein übliches Feld. Es ist ein Ort der Geselligkeit, Unterhaltung, Erholung, des Erschaffens und der Liebe.